Komponist und BAS_Mitglied Dr. Günther Andergassen
11.06.1961

Heute Abend geht es los!

Wir sind alle schon sehr angespannt. So viel hängt von dieser „Feuernacht“ ab! Werden wir es erreichen, dass uns unser „Unternehmen Barnabas“, so das BAS-interne Codewort für die auf das ganze Land verteilten Sprengstoffanschläge, endlich die internationale Aufmerksamkeit bringt? Werden wir es schaffen, unerkannt zu bleiben? Wird sich wohl niemand verletzen? Werden wir es schaffen, auch noch die Pusterer zu erreichen, die wir bis jetzt immer noch nicht darüber informieren konnten, dass heute Nacht die Stunde x ist? Wir, die Südtiroler, die Nordtiroler und unsere Freunde aus dem restlichen Österreich und aus Deutschland haben jetzt wirklich monatelang eng zusammengearbeitet und alles genau besprochen und vorbereitet. Aber was ist, wenn uns jemand verrät? Meine Sorgen sind groß…

Heute in der Früh ist unter der Leitung des aus Margreid stammenden Innsbrucker Musikprofessors und BAS-Aktivisten Dr. Günther Andergassen auch ein Bus von Studenten über den Brenner nach Verona gefahren. − Offiziell steht die Reise unter dem Motto „Pro arte et cultura“. Inoffiziell ist aber geplant, dass sie auf der Rückfahrt in Bozen Halt machen, von der Bindergasse aus ausschwärmen und bei den für sie vorgesehenen Masten den Sprengstoff anbringen und die Zeitzünder einstellen… Eingeweiht sind die BAS-Mitglieder Prof. Helmut Heuberger, Heinz Klier und Kurt Welser; Klaudius Molling fährt im Bus selbst mit. Ich kann nur hoffen, dass auch für Günther Andergassen und seine Studenten alles gutgeht und sie heil über den Brenner zurück nach Österreich kommen, bevor es zu den Detonationen kommt…

 

(Quelle Text und Bild: Günther Andergassen, Ohne Opfer keine Freiheit. Autobiografie eines Musikers und Freiheitskämpfers, Effekt!Buch, Neumarkt 2010, S. 80 und 134)

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