Nachdem am Stilfser Joch am 20. März bei -20 Grad und 8 Meter hohem Schnee ein Masten gesprengt worden ist und die österreichische Polizei Jörg Klotz als Attentäter vermutete, weil das nur einem sehr guten Alpinisten und Kämpfer wie ihm überhaupt zuzutrauen ist, ist der Passeirer Schmied von der Staatspolizei in Innsbruck verhaftet worden. Er hatte zwar ein lückenloses Alibi vorzuweisen, in seiner Unterkunft auf dem Scheipenhof waren aber ein Jagdgewehr und Munition gefunden worden. Das reichte offensichtlich aus, um Klotz hinter Schloss und Riegel zu bringen. Seither sitzt er in Innsbruck in Untersuchungshaft. Als Begründung dafür wurden „Flucht-, Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr“ angegeben. Jörg Klotz hat natürlich in Österreich um politisches Asyl angesucht; er kann ja nicht zu den Italienern fliehen! Ich vermute, dass er von den Österreichern deshalb so lange in Untersuchungshaft gehalten wird – die Rede ist davon, dass er bis August einsitzen muss -, dass er den ganzen Sommer über in Gewahrsam ist und nicht heimlich nach Südtirol kommen kann, um zu sprengen. Vier Monate lang von seiner Gruppe isoliert zu sein, nicht trainieren zu können, das wirft ihn natürlich zurück.
Nun hat Jörg Klotz Haftbeschwerde eingereicht und dabei schriftlich die Gründe für seinen Einsatz für Südtirol erklärt, bei welchem er nichts getan habe, was gegen den Bestand der Republik Österreich gerichtet sei. „Ich habe mich jedoch eingesetzt für den Bestand meiner Südtiroler Heimat und habe nunmehr Heimat und Vermögen verloren. Gerade kürzlich hat nämlich das italienische Justizministerium offiziell den Antrag gestellt, seinen Besitz in Walten – das Wohnhaus, wo seine Frau mit den gemeinsamen sechs Kindern wohnt, und die Schmiede – zu beschlagnahmen. In seinem Enthaftungsantrag steht unter anderem folgender Satz: „Nicht unerwähnt muss hierbei bleiben, dass mein Einsatz für Südtirol auch intellektuelle Unterstützung höchster Behörden fand.“
Jetzt schrillen natürlich für einige die Alarmglocken, weil sie Angst haben, dass Jörg Klotz auspacken und berichten könnte, wer in den höchsten politischen Kreisen alles eingeweiht war. Sogar Außenminister Bruno Kreisky, der uns Südtirolaktivisten wirklich nahesteht und mit dem sich einige von uns auch bereits in seiner privaten Wiener Wohnung getroffen haben, ist zurückgerudert. In einer Aktennotiz für den österreichischen Justizminister schreibt Kreisky: „Ich habe Klotz und [Wolfgang] Pfaundler ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass nur friedliche Mittel zielführend sein können und dass alle anderen Aktionen mit einer Niederlage enden müssen. […]“ Jörg Klotz hingegen hat das, was Kreisky damals zu ihm (unter Zeugen) gesagt hat, ganz anders in Erinnerung. Das bestätigt auch seine älteste Tochter Eva Klotz: „Jörg spricht ganz offen. Kreisky ist nicht weniger deutlich: ‚Zurückschlagen ist die einzige Möglichkeit, um sich Luft zu machen. […] Es ist gut, wenn es in Südtirol bumst, denn nur so wird die Welt auf dieses Problem aufmerksam‘“, soll Kreisky gesagt haben.
(Quellen Text: Eva Klotz: Georg Klotz. Freiheitskämpfer für die Einheit Tirols. Eine Biografie. 4. Auflage 2010, Effekt! Buch, Neumarkt 2010, S. 128f; Hans Karl Peterlini, Feuernacht. Südtirols Bombenjahre. Hintergründe, Schicksale, Bewertungen 1961-2011, S. 67; Quelle Bild: Eva Klotz: Georg Klotz. Freiheitskämpfer für die Einheit Tirols, S. 346)