Beim Schweigemarsch der Kriegsinvaliden 1954 in Bozen
15.02.1963

Südtiroler Frontkämpfer immer noch nicht anerkannt

Zwei Dinge sind es, die mir heute wieder sehr zu denken geben und die ich euch mitteilen möchte…

Laut dem Faschistenblatt „Vetta d’Italia“ (das ist übrigens der von Tolomei erfundene Name für den Berg Klockerkarkopf) wurde in Bozen zum Jahrestag der Gründung der faschistischen Miliz ein Gottesdienst abgehalten. Dabei verlas der Geistliche am Altar einen Aufruf des Herzogs von Pistoia, des Kommandanten der „1⁰ Divisione Camicie Nere 23 marzo“, in dem tatsächlich die Kriegsverbrechen der faschistischen Miliz in Abessinien 1935/36 verherrlicht wurden. Dass der Abessinienkrieg aber ein Angriffskrieg auf Äthiopien war, bei dem die Italiener unbeschreibliche Gräueltaten verübt haben und bei dem einschließlich der Besatzungszeit über 700.000 Menschen ums Leben gekommen sind, brauche ich euch wohl nicht zu sagen…

Ärgerlich ist aber auch folgendes: Obwohl bereits 1958, also vor fünf Jahren, das Gesetz in Kraft getreten ist, dass die Südtiroler Frontkämpfer den Frontkämpfern des italienischen Heeres gleichgestellt werden, wurde bisher noch kein einziger Fall positiv erledigt – nicht einmal der unseres Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago, der im Krieg ein Bein verloren hat. Das heißt, dass bis heute, 18 Jahre nach Kriegsende, immer noch auch kein einziger Südtiroler Kriegsversehrter eine Kriegsinvalidenrente bekommen hat, obwohl es für diese Männer noch viel schwerer ist, einer Arbeit nachzugehen. (Hier im Bild Toni Gamper aus Vahrn auf der Tragbahre beim Protestmarsch der Südtiroler Kriegsinvaliden am 20. Juni 1954. Gefruchtet hat diese Demonstration bis heute noch nichts…)

 

(Quelle Text: Otto Scrinzi, Chronik Südtirol 1959-1969, S. 323; Quelle Bild: Günther Mairhofer / Walter Kofler: Toni Gamper – die Lebensgeschichte eines besonderen Südtirolers. Neumarkt 2019, S. 138)

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