Immer wieder werden Südtiroler, auch solche, die in der Öffentlichkeit stehen, daran gehindert, nach Österreich zu fahren. Heute wurde tatsächlich Dr. Friedl Volgger am Brenner von Carabinieri der Reisepass abgenommen. Die Erklärung dafür lautete, dass in der Zeit, als er verantwortlicher Redakteur der Tageszeitung „Dolomiten“ war, dort ein Artikel erschienen sein soll, in welchem das italienische Heer und die italienische Nation „beleidigt“ worden sein sollen.
Der aus Ridnaun stammende Dr. Friedl Volgger ist in Südtirol sehr bekannt. Er ist Landtagsabgeordneter und Obmann-Stellvertreter der Südtiroler Volkspartei. In der Zeit des Nationalsozialismus war er sogar Häftling im KZ Dachau. Nach dem II. Weltkrieg nahm er als Teil der österreichischen Delegation an den Verhandlungen zum Gruber-De-Gasperi-Abkommen in Paris teil. 1948-1953 war Volgger Parlamentarier in Rom. Vom Februar bis April 1957 saß er wegen seiner angeblichen Verbindungen zu uns Widerstandskämpfern im Gefängnis, nachdem ihn offenbar der Bozner Carabinieri-Offizier Josef Brandstätter angeschwärzt hatte. Nach internationalen Protesten und aus Mangel an Beweisen wurde er jedoch wieder freigelassen.
Im Bild: Dr. Friedl Volgger (rechts) mit dem österreichischen Bundeskanzler Julius Raab.
(Quelle Text: Friedl Volgger, Mit Südtirol am Scheideweg, Innsbruck 1984, S. 204ff, und Otto Scrinzi, Chronik Südtirol 1959-1969, S. 325; Quelle Bild (Ausschnitt): Friedl Volgger, Mit Südtirol am Scheideweg, Innsbruck 1984, S. 224)