Gesprengtes Hofer-Denkmal am Bergisel.01.10.1961.
01.10.1961

Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Bergisel gesprengt

Heute ist um 4.15 Uhr in der Nacht in Innsbruck auf dem Bergisel ein Sprengstoffanschlag auf das Andreas-Hofer-Denkmal verübt worden. Die Statue ist ein Werk des Vinschger Künstlers Heinrich Natter, der auch das Walther-Denkmal in Bozen geschaffen hat. Sie ist aus dem Erz französischer Beutekanonen gegossen und 1894 im Beisein von Kaiser Franz Joseph feierlich enthüllt worden.

Die Wucht der Explosion heute Nacht war so groß, dass die 10 m hohe Statue vom Sockel gerissen und sogar noch in der Luft gedreht wurde, bevor sie am Boden zu liegen kam.

Am Tatort wurden ca. 20 Mitgliedskarten der faschistischen Jugendorganisation „Giovane Italia“ und der neofaschistischen Studentenorganisation „Associazione studentesca di azione nazionale“ gefunden, bei denen vorsorglich die fortlaufende Mitgliedsnummer geschwärzt worden sind. Ob das tatsächlich die „Visitenkarte“ der Urheber dieses Anschlags sein soll oder ob eine falsche Spur zu den Neofaschisten gelegt werden sollte, ist noch nicht ganz klar.

Bemerkenswert ist aber auf jeden Fall, dass für diesen Sprengstoffanschlag militärisches Zünd- und Sprengmaterial der italienischen Pioniere sowie aus US-Beständen verwendet worden ist, wie sie die terroristische Geheimdienstorganisation „Gladio“ als Ausrüstung in ihren Lagern hat. Außerdem rekrutiert „Gladio“ mit Vorliebe seine Agenten aus den Kreisen von militanten Neofaschisten.

Rätsel gibt auch eine (ungebrauchte) Rasierklinge mit der eingestanzten (!) Schrift „Aufbau“ auf, die angeblich – laut DPA – am Fuße des Sockels gefunden worden ist. (Ich habe erst gestern über diese neue Bewegung innerhalb der SVP berichtet.) Eigenartig ist das deshalb, weil überhaupt erst gestern öffentlich bekannt geworden ist, dass es innerhalb der Volkspartei diese Bewegung gibt bzw. dass sie sich gegen unsere Aktivitäten ausgesprochen hat.

 

Quelle Text und Bild: Hans Karl Peterlini, Feuernacht. Südtirols Bombenjahre. Hintergründe, Schicksale, Bewertungen 1961-2011, S. 251ff bzw. 252 (Bild).

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